graue Holzbretter
Kartoffelmaschine Polke1

Sigmar Polkes verrückte Kartoffelmaschine

Wie kommt die Kartoffel ins renommierte Museum of Modern Arts in New York? Mit dem Prädikat „künstlerisch wertvoll“, natürlich. Verliehen hat ihr das ein ganz Besonderer: Sigmar Polke. Im Werk des wunderbar ironischen Künstlers, der sich nie in einer Schublade ausruhte, war die Knolle ein Dreh- und Angelpunkt – und das ist ganz wörtlich zu nehmen …

Die eine Kartoffel liegt auf dem Fußboden, die andere hängt drüber, mit einem dicken Draht an einer Art Hocker befestigt. Wirft man den Motor an, hat man genau das, was der Titel der Installation erklärt: einen „Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann“. Klingt völlig sinnfrei? Ist es auch! Aber gerade die Verrücktheit Sigmar Polkes, der 2010 gestorben ist, macht seine Kunst so interessant. Er machte sich nur zu gerne über die Bedeutungsschwere lustig, die in seiner Zunft so oft zelebriert wurde – aber immer mit ironischem Feinsinn und klugen Hintergedanken. Einer seiner großartigen Gemäldetitel lautet zum Beispiel: „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“ Die allgegenwärtige Verdrängungshaltung der Wohlstandsbürger in den 1960er-Jahren war ihm übrigens ebenfalls ein Dorn im Künstlerauge.

Knollige Muse

Und so tobte sich Polke in sämtlichen Sparten aus, die man sich so vorstellen kann: Malerei, Film, Musik, Bildhauerei … vor seiner unbändigen Kreativität war nichts sicher. Schon gar nicht die Kartoffel, denn die hatte es dem unangepassten Herren ganz besonders angetan: „Ja, wenn es überhaupt etwas gibt, auf das all jenes zutrifft, was immer wieder am Künstler diskutiert wird: Innovationsfreude, Kreativität, Spontaneität, Produktivität, das Schaffen ganz aus sich heraus und so weiter – dann ist es die Kartoffel“, erklärte Polke mal. Manchmal kommt die Muse halt in Knollenform.

Und da diese Polke immer wieder knutschte, enthält sein Werk unter anderem auch ein Kartoffelhaus, bestehend aus einem Holzgitter und 333 Knollen. Die müssen bei Ausstellungen natürlich regelmäßig ausgetauscht werden. Die der Kartoffelmaschine natürlich auch, von der 1969 übrigens 30 Stück à 290 DM hergestellt wurden. 2009 ging eine davon für 74.000 Euro über den Auktionstisch. So viel zum Mehrwert der Kartoffel!

Bild:
Sigmar Polke
Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann, 1969
Holz, Batterie, Draht, Kartoffel, Gummi, Motor
80 x 41,3 x 41,3 cm
© The Estate of Sigmar Polke / VG Bild-Kunst, Bonn

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